Anfänge der Kommunalversorgung in Weißwasser

Elektrizität

Wichtiger Markstein in der Entwicklung der elektrischen Maschine war die Entdeckung des elektrodynamischen Prinzips durch Werner Siemens im Jahre 1866. Er stellte damit die Wirkungsweise der etwa 1830 erfundenen permanent erregten Maschine auf eine wissenschaftliche Grundlage und schuf wichtige Voraussetzungen für die einsetzende sprunghafte Entwicklung auf dem Gebiet der Elektrotechnik.

Der richtige Durchbruch der Elektroenergie erfolgte mit der Erfindung der Glühlampe durch den Amerikaner Thomas Edison im Jahre 1879. Nur 15 Jahre später, am 3. November 1894 wurde das Elektrizitätswerk für Gleichstrom in der damaligen Schweigstraße (heute Straße des Friedens) eingeweiht. Unter Leitung von Baumeister Rother entstand damals ein Gebäude, das mit zwei Dampfkesseln und zwei Dampfmaschinen mit einer Leistung von insgesamt 500 PS ausgestattet war. Die Leistung der Maschinen reichte damals aus, um neben 4.000 Glühlampen auch über 50 Motoren anzutreiben. Im nur 2.000 Seelen zählenden Weißwasser leuchteten am 3. November 1894 erstmalig große elektrische Bogenlampen.

Sie erhellten die Straße vor den Häusern der sogenannten Kolonie am Bahnhof, nachdem mit großem Fest das ortseigene Elektrizitätswerk in Betrieb genommen worden war. Die Maschinen und Anlagen für das Werk kamen aus Berlin, Görlitz, Hirschberg und Forst. Mit ortsfesten großen Dampfmaschinen wurden die Generatoren angetrieben. 

Bald erfuhr das Gebäude des Elektrizitätswerkes in Weißwasser eine Reihe von Anbauten, musste die Leistung immer weiter erhöht werden, da immer neue Betriebe und Einrichtungen in Weißwasser entstanden. Diese waren auf elektrischen Strom angewiesen. 1903 leuchtete die erste elektrische Weihnachtsbaumbeleuchtung in der Straße des Friedens. Für mehr Licht im Ort sorgten in diesem Jahr auch gemeinsam das Elektrizitätswerk und die Gemeindevertretung. Das Straßenbeleuchtungsnetz wurde ausgebaut. Die schönsten und größten Straßen der Stadt wurden seitdem bei Dunkelheit erhellt.

Im Jahre 1905 wurde das Elektrizitätswerk durch die Lausitzer Elektrizitätswerke GmbH (LEW) erworben. Der Betrieb ging unverändert weiter. Neben Weißwasser, belieferte das Elektrizitätswerk auch Triebel (heute Polen), Muskau und deren Nachbarorte mit Strom. 1907/08 wurde erstmals ein Stromkabel unterirdisch verlegt. Um das Glaswerk „Germania“, die OSRAM-Werke und die Lausitzer Spiegelfabrik zu versorgen, wurde ein 6.000-Volt-Kabel unterirdisch verlegt. Die jährliche Stromabgabe zu dieser Zeit betrug 530.000 kWh. Die jährliche Stromabgabe zu dieser Zeit betrug 530.000 kWh.

Gasversorgung

Der Aufschwung der Industrie, in Weißwasser insbesondere die Glasindustrie, verlangte für viele Zwecke den Energieträger Gas. So war es nicht verwunderlich, dass die Glasfabrikbesitzer Adolf Hirsch und Joseph Schweig 1901 den Bau eines Gaswerkes anregten. Im selben Jahr wurde die Gaswerk Weißwasser/O.L. Aktiengesellschaft mit 140.000 Mark Kapital gegründet, an der sich die Gemeinde Weißwasser und Glasbetriebe beteiligten. Wie geplant wurde Silvester 1901 das erste Steinkohlegas geliefert.

Die Anlage verfügte über zwei Gasöfen mit 10 Retorten und einen Gasbehälter mit 800 m³ Fassungsvermögen. Hergestellt wurden in diesem Jahr 390.000 m³. Das Gas wurde für die Glashütten zur Veredelung ihrer Produkte gebraucht und daneben Privathaushalten zugänglich gemacht. Die Anlage wurde von der Bremer Gaswerksbau-Firma Carl Francke errichtet.

Wie bei der Elektroenergieerzeugung musste auch im Gaswerk dem ständig steigenden Absatz Rechnung getragen werden. So wurde 1906 der dritte Gaserzeugungs-Ofen gebaut. Er hatte drei Retorten. In den Jahren 1906/07 tätigte das Gaswerk einige Anschaffungen. Dazu gehörten der Bau eines Eisenbahnanschlussgleises, die Erweiterung des Ofenhauses und des Kohleschuppens. Eine moderne Gaswaschanlage mit Wäscher und moderner Pumpenanlage (Gasmotor mit Klarwasser- und Ammoniakpumpe) wurden ebenso gekaut wie Teerbehälter, ein neuer Kühler, neue Gasmesser und Automaten sowie neue Straßenlaternen.

Doch das alles reichte noch nicht aus, so dass 1908 die städtische Gasanstalt komplett erweitert werden musste. Ein neuer Gasbehälter mit 2.400 m³ Fassungsvermögen entstand, sowie ein Ofen mit acht Retorten und eine Gassaugeranlage mit Teerscheide. Die größten Kosten und Anstrengungen jedoch verursachten die Rohrnetzerweiterungen und Verbindungen. Die Herausforderungen des erhöhten Gasbedarfs der Industrie konnten letztlich aber gut gemeistert werden.

Wasserversorgung

Nach gründlicher Vorarbeit für eine zentrale Wasserversorgung begannen im November 1908 nach Entwurf des Baurates H. Schmidt die Bauarbeiten. Unter Leitung des Gemeindevorstehers Otto Rummert arbeitete eine Wasserwerkskommission mit den Mitgliedern Joseph Schweig, Gustav Handrick, Adolf Hirsch, Max Kulka, Robert Müller, Karl Thormann und Gustav Tusche. Weitere Berater waren der Gemeindebaumeister Busse, Dr. Martin Schweig und Herr Gebeck.

Im Februar 1910 wurde das Wasserwerk in Betrieb genommen. Neben der Ortslage Weißwasser gehörten schon damals die Gebiete Neuteich, Aue und Qualisch zum Wasserversorgungsgebiet. Für die Kosten der Versorgungsleitungen und Hausanschlüsse kam das Wasserwerk auf. Problematisch für die Tiefbauarbeiten beim Niederbringen der Tiefbrunnen für das Wasserwerk war das "gewaltig andrängende Grundwasser". 

Für den Bau des Wasserwerks wurden vor allem regionale Firmen herangezogen. Das Eisenhüttenwerk Keula stellte die Gussrohre her. Die Einrichtung des Gebäudes des Wasserwerkes und des Hochbehälters übernahm der ortsansässige Bauunternehmer Paul Reder. Konstruktion und Fertigung der Maschinenanlagenund Bau des Wasserreservoirs erledigte die Maschinenfabrik J.E. Christoph aus Niesky.

Die vom bekannten Berliner Gerichtschemiker Bischof gemachte Analyse des aus den Tiefbrunnen geförderten Wassers ergab, dass die Qualität so hoch war, dass wenigstens vorläufig vom Bau einer Reinigungsanlage abgesehen werden konnte. Die für die Hausanschlüsse anfangs verwendeten Bleirohre mussten gegen Eisenrohre ausgetauscht werden. Um die Klarheit des Wassers sicherzustellen wurde zudem eine Neutralisationsanlage zum Ausfällen des Eisens gebaut.

Zwischen 1908-1910 wurde der erste Wasserturm in Weißwasser gebaut mit einem Gesamtfassungsvermögen von 200 m³ (200.000 Liter) Wasser. Zu dieser Zeit verfügte Weißwasser über ein modernes Wasserversorgungssystem, worauf die Bürger auch sehr stolz waren.

Quelle: Stadtwerke Weißwasser GmbH - Die Stadtwerke - Entwicklung der Versorgungsaufgaben in den letzten 100 Jahren